Toxische Beziehung - Der ideale Partner eines Narzissten

Warum bleibt man?

Wollen wir uns doch einmal das ideale Profil des Partners eines Narzissten ansehen. Der ergänzt die Bedürfnisse eines Narzissten normalerweise so ideal, dass die Psychologie den Begriff des Co-Narzisst geprägt hat.

Empathie und Selbstreflexion

In der Regel sind Partner von Narzissten empathische, sehr positive, harmoniebedürftige und weichherzige Menschen. Das macht sie zu perfekten Beziehungsopfern. Wenn einem Co-Narzissten Schuld eingeredet wird, wird er diese nicht einfach abtun, sondern ernsthaft über seinen Eigenanteil reflektieren. Das stärkt augenblicklich die Position des narzisstischen Partners.

Harmonie und Toleranz

Auf Grund ihres Harmoniebedürfnisses haben Co-Narzissten eine hohe Toleranzschwelle und schlucken Anschuldigungen und Vorwürfe häufig um des lieben Friedens willen. Sie stellen die Harmonie in der Partnerschaft über die eigene Person. Vielfach werden Angriffe einfach toleriert und generell wird viel ausgehalten, nur um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Ein klares Nein und eine deutlich gezogene Grenzlinie kosten viel Anstrengung und sind eher selten, denn das wird vom Co-Narzissten selbst als egoistisch empfunden. Daraus können sich leicht diverse Schuldgefühle ableiten.

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Verzeihen und Wahrnehmen

Ein Co-Narzisst verzeiht (zu) schnell. Andererseits besitzt er aber einen ausgezeichneten Fehlerspeicher, der nicht so leicht vergisst. All die im Laufe der Zeit widerfahrenen kleinen und großen Ungerechtigkeiten summieren sich auf einem mentalen Konto. Sie führen trotz des Dauerleidens zu einer Art moralischer Überlegenheit des Co-Narzissten. Schließlich ist er der (einzige) Part, der diese Ungerechtigkeiten als solche wahrnimmt und sie dienen ihm in bestimmten Situationen als eine Art internes Schutzschild. Allein das sich Moralisch-Überlegen-Fühlen hilft, bestimmte weitere Attacken zu ertragen.

Eigener Wert und die Anderen

Empathie wird groß geschrieben und über die Gefühle anderer wird auch schon einmal das eigene Wohlbefinden vergessen. Das übertriebene Sich-um-andere-Kümmern hat oft seine Wurzeln in der Kindheit. Oft hatten Co-Narzissten selbst narzisstische Eltern, die ihnen von früh an beigebracht haben, dass sie nicht genug seien und dass ihre eigenen Werte nichts bedeuten.

Realität und Wunsch

Vielfach sehen Co-Narzissten die Menschen idealisiert. Sie sehen und behandeln häufig mehr die Wunschvorstellung einer Person, als die reale Person. Sie sehen das Gute und das große Potenzial im Menschen und arbeiten oft unermüdlich (wenn auch ohne jede Aussicht auf Erfolg) an einer Heilung oder Persönlichkeitsveränderung. Dieses Fehlen von Realitätsbewusstsein spielt einem Narzissten hervorragend in die Karten. Denn die idealisierte Sicht seines Partners gestattet es ihm, sich immer wieder aufs Neue auch idealisiert zu verkaufen.

Positivismus und Idealisierung​

Ähnlich wie Personen werden von Co-Narzissten mitunter auch Situationen zu positiv eingeschätzt. Ihr Bestreben, immer und in allem das Gute zu sehen, verblendet häufig den kritischen Blick auf die Realität. Dies ist insofern gefährlich, als dass ihnen eine korrekte, objektive Einschätzung der Beziehung einfach nicht möglich ist. Werden von außen (durch Freunde oder Familie) Missstände angesprochen, so wird normalerweise deren Bedeutung vom Co-Narzissten heruntergespielt sowie idealisiert und realitätsfremd dargestellt.

Selbstkritik und Eigenschuld​

Co-Narzissten sind in der Regel gebildete und selbstreflektierende Personen. Sie sind in der Lage, ihr eigenes Verhalten zu bewerten und Schuld anzuerkennen. Das macht sie zu leichten Opfern von Narzissten. Denn wir erinnern uns, dass Beschuldigungen und Vorwürfe zum Basismanual eines Narzissten gehören. Wenn diese auf fruchtbaren Boden fallen, weil der Co-Narzisst tatsächlich über ein eventuelles Fehlverhalten oder seine Schuld nachdenkt, gewinnt der toxische Partner wieder wie von selbst Macht in der Beziehung.

Zusammenfassung​

Es liegt auf der Hand, dass die Persönlichkeit des Co-Narzissten eine ideale Ergänzung zu der eines Narzissten darstellt. Und ja, der Co-Narzisst ermöglicht durch seine Persönlichkeitsmerkmale erst die volle Entfaltung eines Narzissten und die Entwicklung einer derartig toxischen Beziehung.

Aber, das muss hier deutlich festgehalten werden, der Co-Narzisst ist Opfer. Durch nichts, was vom Co-Narzissten gesagt oder getan wurde, ist der narzisstische Täter gezwungen worden, Täter zu werden. Der Versuch, eine gesunde, normale Beziehung mit einem Narzissten führen zu wollen, ist von Anfang an für jeden zum Scheitern verurteilt. Co-Narzissten sind nur eben die idealen Opfer.

Der ständige Versuch, durch Verständnis und Liebe den Narzissten heilen zu wollen, um die Beziehung zu retten, ist neben der Empathie sowie dem guten Herzen des Co-Narzissten vor allem auch der Unwissenheit und Naivität, mit wem man es eigentlich zu tun hat, geschuldet.

Eine Partnerschaft mit einem Narzissten wird nie normal oder so schön, wie sie früher in der Love-Bombing-Phase einmal war, denn es war von Anfang nur eine Show.

Lässt sich eine toxische Partnerschaft vermeiden?​

Ja, sie lässt sich vermeiden. Dafür ist es unabdingbar die Störung zu kennen und zu verstehen, dass diese Menschen anders ticken. Ausserdem die manipulativen Verhaltensweisen zu erkennen und sie von Anfang an nicht zu entschuldigen oder zu tolerieren. Zu einer toxischen Person sollte jeglicher Kontakt vermieden werden. Die Regel lautet schlicht: No Contact.

"What if I fall?"

“But, oh my darling, what if you fly?”

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